Falsche Reifen – Gefahr fürs Differentialgetriebe

Das Differential kann nicht alles ausgleichen

Das Differentialgetriebe gehört zu den wichtigsten Bauteilen im Antriebsstrang eines Fahrzeugs. Es sorgt dafür, dass sich die angetriebenen Räder bei Kurvenfahrten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten drehen können. Ohne dieses Ausgleichsgetriebe würde es bei jeder Kurve zu Verspannungen und Schlupf kommen – mit fatalen Folgen für Reifen, Achsen und Fahrverhalten.

Doch was viele unterschätzen: Auch falsche oder ungleich abgefahrene Reifen können das Differential an seine Grenzen bringen – selbst auf gerader Strecke.

Technischer Hintergrund

Das Differential sitzt an der angetriebenen Achse (bei Allradfahrzeugen an Vorder- und Hinterachse) und verteilt das Antriebsmoment variabel auf die Räder. Beim Geradeausfahren drehen sich beide Räder normalerweise gleich schnell. Aber nur, wenn die Reifen auch identisch sind.

Schon minimale Abweichungen in Umfang bzw. Reifendurchmesser – sei es durch unterschiedliche Reifengröße, verschiedene Fabrikate, ungleichmäßigen Abrieb oder ungleichen Luftdruck – führen dazu, dass sich die Räder unterschiedlich schnell drehen müssen. Das Differential kompensiert diesen Unterschied permanent.

Die Folge:

  • Ständiger mechanischer Ausgleich im Inneren des Getriebes
  • Erhöhter Verschleiß von Zahnrädern und Lagern
  • Höhere Temperaturbelastung durch dauerhafte Reibung
  • Im Extremfall Schäden an Differential, Achsantrieb oder Getriebe

Gerade bei modernen Allradfahrzeugen mit elektronisch geregelten Differentialsperren oder Lamellenkupplungen kann das zu erheblichen Bauteilschäden führen.

Häufige Fehler in der Praxis

  • Mischen unterschiedlicher Reifenfabrikate oder -profile auf einer Achse
  • Einseitiger Austausch bei Reifenschäden (nur ein neuer Reifen)
  • Deutlich ungleiche Profiltiefen auf einer Achse
  • Falscher Luftdruck – beeinflusst ebenfalls den effektiven Abrollumfang

Besonders kritisch: Bei Allradfahrzeugen kann bereits ein Abrollunterschied von mehr als ca. 2 % zwischen Vorder- und Hinterachse zu mechanischen Spannungen führen, die das Mitteldifferential und dessen Lamellenkupplung beschädigen können.

Unser Werkstatt-Tipp

Damit das Differential lange hält:

  • Nur Reifen gleicher Dimension und Spezifikation montieren
  • Möglichst auf gleiche Profiltiefen achten
  • Bei Reifenschäden besser achsweise tauschen
  • Luftdruck regelmäßig prüfen und anpassen
  • So bleibt das Differential geschützt – und das Fahrzeug sicher auf der Straße.

Das passende Training

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