Ruhestrommessung

Wenn die Batterie leer ist, ist die Ursache wichtig

Kleinste Ströme, große Wirkung – Ruhestrommessung bringt Klarheit

Startprobleme nach kurzer Standzeit werden häufig vorschnell der Batterie zugeschrieben. Doch nicht selten ist ein erhöhter Ruhestrom die eigentliche Ursache – ein Problem, das sich oft nur mit systematischer und präziser Diagnose aufdecken lässt. Werkstätten, die diese Disziplin beherrschen, sparen Zeit, vermeiden unnötige Teiletauscherei und überzeugen mit Kompetenz.

Was ist Ruhestrom – und warum ist er kritisch?

Der Ruhestrom ist der Strom, den das Fahrzeug im abgeschlossenen Zustand dauerhaft aus der Batterie zieht. Dieser Strom versorgt zum Beispiel Steuergeräte im „Sleep-Modus“, Telematiksysteme, Alarmanlagen oder Keyless-Module.
Richtwert: Je nach Fahrzeug liegt der Sollwert meist zwischen 20 und 50 mA.
Ein erhöhter Ruhestrom – z. B. 150 mA oder mehr – kann die Batterie über Nacht oder innerhalb weniger Tage entladen.

Best Practices für die Werkstatt

  • – Ruhestrommessung erst nach Wartezeit:  Viele Steuergeräte bleiben nach Abschalten der Zündung noch 10–60 Minuten aktiv. Die Messung darf erst erfolgen, wenn das Fahrzeug wirklich im Sleep-Modus ist!
  • – Strommessung per Strommesszange bevorzugen:  Eine hochauflösende Strommesszange mit mA-Bereich erlaubt die Messung des Ruhestroms direkt an der Batterie-Minuspolleitung – der Stromkreis muss nicht unterbrochen werden.
  • – Sicherungen ziehen:  Nacheinander einzelne Sicherungen aus dem Sicherungskasten ziehen und den Ruhestrom beobachten. Wenn sich der angezeigte Wert nur minimal ändert, die Sicherung wieder einstecken und mit der nächsten fortfahren. Das Ziehen von Sicherungen kann die Messung verfälschen, da Steuergeräte aus dem Sleep-Modus geweckt werden.
  • – Alternativ:  Spannungsabfall über Sicherungen messen.  Mit einem präzisen Multimeter kann der Spannungsabfall über den Kontakten einer Sicherung gemessen werden. Da jede Sicherung einen definierten Innenwiderstand hat, lässt sich der fließende Strom anhand einer Referenztabelle bestimmen. Diese Methode eignet sich besonders gut zur Identifizierung des Stromkreises des Ruhestromverursachers!
  • – Typische Übeltäter prüfen: Häufige Verursacher: Nachgerüstete Tracker, fehlerhafte Zuordnung von Klemme 15 / 30, Steuergeräte, die nicht in den Sleep-Modus wechseln oder auch USB-Adapter.

Fazit

Die Ruhestrommessung ist ein zentraler Baustein moderner Fahrzeugdiagnose – besonders bei vernetzten Systemen im Standby-Modus. Wer hier sauber arbeitet, verhindert Rückläufer und überzeugt mit echter Analysekompetenz.

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